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Cellular Tran_actions: 091101

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Am 11. September kam ich in Oldenburg an, am Tag des Angriffs auf das World Trade Center und das Pentagon in den Vereinigten Staaten. Die Kombination von Mangel an Schlaf und jet-lag ließen diese Tragödie wie einen schlechten Alptraum erscheinen, von dem ich gern erwacht wäre. Unglücklicherweise war dieses Ereignis sehr real, and die Auswirkung auf den Rest der Welt ist auch sehr real. Wie jeder andere auch, verfolgte ich die Nachrichten in jeder wachen Stunde, im Unglauben, im Schock und im Horror. Es war mir wirklich unmöglich, an etwas anderes zu denken, und ich fand es besonders schwer, mich auf die Idee der Virtuellen Avatare zu konzentrieren.

Ich fing an, mir viele Fragen zu stellen: Könnte dieses Ereignis den dritten Weltkrieg auslösen? Ich glaube, jedes Ereignis hat seine Gegenposition, jede Aktion eine Reaktion. Warum ist es dann so schwer, sich vorzustellen, dass in der Welt etwas Positives von gleichem Ausmaß geschieht? Und im Zusammenhang mit dem Thema der Performance dachte ich über die falschen Identitäten nach, die die Menschen angenommen hatten, die diesen Akt der Gewalt begingen. Ich würde gern wissen, welche Identität wir nun annehmen würden, wenn wir uns vorstellten, die Situation zu verändern - die eines Kriegers oder eines Friedensstifters? Und was war der Grund für dieses Ereignis?

Während meines Aufenthaltes hier, entwickelte ich in sehr kurzer Zeit eine vollkommen neue Version von 'Cellular trans_actions: 091101'. Ich war von Trauer und Angst geleitet und wollte einen Raum für Andere gestalten, um auf ihre Gefühle und Meinungen zu antworten und sie zu teilen. Ich nahm die Bilder aus dem Fernsehen und verminderte komplett ihre Auflösung; so sehr, dass sie aus jedem Teil der Welt, der dieselbe Art von Leid erfahren hat, stammen könnten. Es könnten Bilder aus Hiroshima, vom Golf Krieg, aus Panama, Guatemala, aus dem Kosovo, aus Tschetschenien ... sein. Eine Person steht vor diesen auf eine Leinwand projizierten Bildern und wird von einer Kamera aufgezeichnet, die diese Aufzeichnungen ins Internet streamt und auf eine weitere Leinwand der Installation projiziert. Die zeitliche Verzögerung der aufgezeichneten Bilder variiert, abhängig von der Auslastung des Internet. Auf einer dritten Projektion sind die Fragen zu sehen, die ich mir selbst und dem Publikum während der Handy-Performance am Eröffnungsabend gestellt habe.

Die Eröffnung war am 14. September, dem Tag der Trauer, der in den Vereinigten Staaten und in vielen Staaten der westlichen Welt befolgt wurde. Das Publikum sollte darüber nachdenken und darüber miteinander per Handy sprechen - in Deutschland. Diese Gespräche wurden live gestreamt und für den späteren Zugang zur website, die diese Arbeit begleitet, aufgezeichnet. Ich hoffe, der Dialog wird während der gesamten Dauer der Installation und danach fortgesetzt. Zu diesem Zweck wurde im Edith-Ruß-Haus für Medienkunst eine Telefonnummer für einen Anrufbeantworter geschaltet, den sie direkt aus der Installation heraus anwählen können - entweder mit dem Handy oder mit dem dort aufgestellten Apparat. Im Falle eines Anrufes direkt von dort werden die Besucher dabei live in das Internet gestreamt. Rufen sie von einem privaten Ort aus an, bleiben sie anonym. Auch diese Aufzeichnungen werden auf der website archiviert.

Victoria Vesna